Die Domfestspiele


Mit Jesus, Judas und mit vielen Träumen

Bad Gandersheim (tok). Hier gibt es Hintergrundinformationen zu dem Domfestpielen 2015 in Bad Gandersheim.


Der Theatervirus

Drei Tage Festival für Jungendtheater

Bad Gandersheim (red). Am Freitag befällt ein Virus die Domfestspiele. Bis zum 14. Juni werden sechs Jugendgruppen aus Bad Gandersheim, Einbeck, Hildesheim, Northeim und Hannover ihre selbst entwickelten Theater-, Tanz- und Figurentheaterstücke auf der Festspielbühne zeigen und um den Theatervirus-Preis wetteifern.

Die DOMinos eröffnen das Festival am 12. Juni um 17.00 Uhr mit dem Stück „Mit Dir will ich träumen!“. Die sieben Jugendliche haben sich mit ihren eigenen Träumen, aber auch den Visionen großer Helden der Geschichte wie Martin Luther King und Mahatma Ghandi auseinandergesetzt.

Im Anschluss spielt der Titelverteidiger. Die freie Hannoveraner Gruppe Kitong entwickelt in „Crimanimals“ ein spritzig-tiefsinnige Stücke um einen Jungen, der die Facebook-Profile seiner Mitschüler manipuliert hat und aus Rache von ihnen entführt wird. Den ersten Festivaltag beschließt der Jugendclub „Das Mondschiff“ aus dem Theater der Nacht. Mit Puppen, Masken und Menschen bringen die Northeinmer Shakespeares blutigen Klassiker „Macbeth“ auf die Bühne.

Hildesheimer und Einbecker Tänzer

Zwei Gruppen aus Hildesheim und eine Gruppe aus Einbeck stehen am Samstag, dem 13. Juni, auf der Festspielbühne. Spektakuläres und nahezu professionelles Tanztheater verspricht die Gruppe Marie aus Einbeck.
Diese Einbecker zeigen Tanztheater auf
hohen N
iveau. Foto: Hillebrecht
Seit vielen Jahren ist das alljährliche Tanzprojekt der Jugendkirche eine Instanz in Einbeck: Jugendliche und junge Erwachsene erarbeiten die Stücke gemeinsam und entwickeln in ihrer Zusammenarbeit eine ungeheure Energie. Um diese Energie und Faszination des gemeinsamen künstlerischen Arbeitens geht es in ihrer diesjährigen Inszenierung: „Das 18. Kapitel“ ist eine choreographische Bearbeitung einer solchen Stückentwicklung mit allen Höhen und Tiefen, Freundschaften und Skandalen.

An zweiter Stelle zeigt sich das junge Schauspieler-Duo Lavieenscène zum ersten Mal in Bad Gandersheim. Die 17jährige Lotte Bak und der 16jährige Henry Leif Solf haben sich von Edward Albees Klassiker „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ inspirieren lassen und bringen mit ihrem ersten eigenen Stück „Ich glaub, mir wird übel …“ ein großes, aber doch humorvolles Beziehungsdrama auf die Bühne vor der Gandersheimer Stiftskirche.

Den Abschluss macht der Jugendclub des Theater für Niedersachsen aus Hildesheim. Mit „Die Mitte der Welt“ bringen sie einen mit dem Deutschen Literaturpreis ausgezeichneten Jugendroman von Lutz Steinhöfel auf die Bühne.

Siegerstück und Workshop-Präsentationen auf dem Theaterfest

Auf dem Theaterfest der Gandersheimer Domfestspiele am Sonntag, dem 14. Juni, wird um 12 Uhr der Sieger des mit 1.000 Euro dotierten THEATERViRUS-Wettbewerbs ausgezeichnet. Das Siegerstück wird im Anschluss noch einmal aufgeführt. Auf den Straßen und Plätzen rund um die Festspielbühne zeigen die Jugendlichen im Anschluss kurze Performances, die sie im Rahmen des Festivals in Workshops erarbeitet haben. Diese reichen von Poetry Slam über Improvisationstheater zu schrägen futuristischen oder unheimlichen Performances.



Brauchen wir heute einen Jesus?

Die britische Regisseurin und Choreografin Jean Renshaw inszeniert die Rockoper „Jesus Christ Superstar“ für die Gandersheimer Domfestspiele

Die Sehnsucht nach Mitgefühl und Inspiration in unserer heutigen Gesellschaft wird im Mittelpunkt der Inszenierung von „Jesus Christ Superstar“ bei den 57. Gandersheimer Domfestspielen stehen. Die Rockoper von Andrew Lloyd Webber und Tim Rice ist die große Musicalproduktion der diesjährigen Spielzeit auf der Festspielbühne vor der Gandersheimer Stiftskirche. Für die Regie engagierte die Festspielleitung um Intendant Christian Doll die international renommierte britische Opern- und Musicalregisseurin und Choreografin Jean Renshaw. „Jesus Christ Superstar“ feiert am Donnerstag, dem 2. Juli, Premiere auf der Freilichtbühne vor der Gandersheimer Stiftskirche.
Jean Renshaw konnte durch ausgewöhnliche Choreo-
graphien überzeugen. Alle Fotos: Veranstalter
 Festspielbesucher dürfen sich bei „Jesus Christ Superstar“ auf ausgefallene Choreografien freuen, machte sich die gebürtige Londonerin Jean Renshaw doch als Tänzerin und Choreografin einen Namen, bevor sie begann, auch Musicals und Opern zu inszenieren. Als Regisseurin und Choreografin arbeitete sie an über 20 großen Theatern in Deutschland, Österreich, Monaco und den Niederlanden. Ihr Repertoire ist dabei vielseitig und umfasst eigene preisgekrönte Tanzkreationen, Musicals wie „Kiss me Kate“ und „Black Rider“ oder zuletzt die Oper „Gli uccellatori“, die sie mit großem Erfolg am österreichischen Theater an der Wien inszenierte.

Ein zeitgenössischer Jesus

Bei der Arbeit an ihrer Inszenierung von „Jesus Christ Superstar“ interessiert sich Renshaw besonders dafür, was ein Mann wie Jesus in unserer heutigen Gesellschaft auslösen würde: „Die Fähigkeit, wirklich Mitgefühl zu empfinden, scheinen wir als Gesellschaft mehr und mehr zu verlernen“, sagt sie. „Flüchtlinge, die im Mittelmeer ertrinken oder deren Unterkünfte angezündet werden, Terroranschläge, Bankenkrise, Armut, Flugzeugabstürze: In unserer Medienwelt jagt eine Schreckensmeldung die Nächste.
Für einen Moment sind wir schockiert, aber dann ist es schon wieder vergessen, wir tauchen ab in unseren Luxusalltag und tauchen auf bei H&M. Da wäre jemand wie Jesus mit seiner unbedingten Botschaft von Nächstenliebe und seiner Fähigkeit, Menschen mitzureißen, eigentlich dringend nötig. Aber gleichzeitig würde er für unsere Gesellschaft die ultimative Bedrohung darstellen, denn wie soll ein kapitalistisches System funktionieren, wenn alle Menschen plötzlich genügsam und zufrieden sind?“
Alexand di Capri ist der Judas.
Mit ihrem zeitgenössischen Inszenierungsansatz befindet sich Renshaw in der Tradition der Musicalautoren Andrew Lloyd Webber und Tim Rice, die mit ihrer Rockoper die Passionsgeschichte Christi Ende der 60er Jahre gewissermaßen neu erfanden und in ihre eigene Zeit transportierten. In mitreißenden Rock- und Soul-Nummern und gefühlvollen Jazz-Balladen zeigen sie Jesus als Superstar, der mit seiner Botschaft von Nächstenliebe die Grundfesten einer Gesellschaft erschüttert und einen Hype entfacht, der sich schlussendlich gegen ihn wendet.

Darsteller im Fokus

Renshaw kann dabei auf ein starkes Ensemble zurückgreifen. Die Rolle des Jesus übernimmt Musicalstar Christian Alexander Müller, der 2006 zum weltweit jüngsten Phantom der Oper wurde und der seitdem unter anderem mit seiner Paraderolle als Tony in der „West Side Story“ sowie zuletzt als Jean Valjean in „Les Misèrables“ an den wichtigsten deutschsprachigen Musicalbühnen zu erleben war.
Seinen Gegenspieler Judas verkörpert Alexander di Capri, unter anderem bekannt als Graf von Krolock im „Tanz der Vampire“ in Hamburg, Wien und Stuttgart. Julia Lißel, die bereits vor vier Jahren als Amneris in „Aida“ in einer Hauptrolle bei den Gandersheimer Domfestspielen zu sehen war, spielt mit Maria Magdalena die Verehrerin Jesu. Auch die weiteren Rollen der Rockoper sind stark besetzt, etwa mit Musicalstar Dirk Weiler als Herodes oder dem aus der ARD-Serie „Rote Rosen“ bekannten Schauspieler Jannik Nowak als Petrus.


Das Singen ist der Tiere Lust

Das Autorenteam von „Eselhundkatzehahn“ verrät erste Details zum Stück

Die Gandersheimer Domfestspiele haben es sich zur Tradition gemacht, jede Spielzeit eine musikalische Uraufführung auf ihrer stimmungsvollen Festspielbühne vor der Stiftskirche zu präsentieren. Nach mehreren Erfolgsmusicals  ist es in diesem Sommer das Kinder- und Familienstück, für das die Festspiele eine eigene Fassung entwickelt haben.


Grimms Märchen „Die Bremer Stadtmusikanten“ diente Festspielintendant Christian Doll und Komponist Dominik Dittrich als Vorlage für „Eselhundkatzehahn“, ein spannendes und musikreiches Stück für die ganze Familie. Vier tierische Außenseiter reißen gemeinsam aus, um eine Band zu gründen. Auf ihrem Weg nach Bremen geraten der Esel, der Hund, die Katze und der Hahn in zahlreiche aufregende Abenteuer. Die Premiere von „Eselhundkatzehahn“ ist am Samstag, 20. Juni, um 15 Uhr auf der Bühne vor der Stiftskirche. Die Autoren haben aber schon einige Details verraten.

Bekannte Kinderlieder in neuem Gewand

„In meiner Familie wurde immer viel gesungen, und davon profitiere ich bis heute. Als Vater habe ich das Glück, jetzt wieder viel mit meinen eigenen Kindern singen zu können. Mit Kindern zu musizieren macht einfach unglaublichen Spaß“, erzählt Festspielintendant Christian Doll, der gemeinsam mit Komponist Dominik Dittrich über zwanzig bekannte und beliebte Kinder- und Volkslieder für „Eselhundkatzehahn“ ausgewählt hat.

Dominik Dittrich ist der Herr der 
Lieder in Bad Gandeersheim.
Lieder wie „Der Kuckuck und der Esel“, „Im Frühtau zu Berge“, „Hejo, spann den Wagen an“ oder „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach“ dienen Dittrich dabei als Vorlage für spannende neue Arrangements. Bereits in den vergangenen Jahren begeisterte seine Musik Kinder und Erwachsene in den Stücken „Ronja Räubertochter“ und „Der gestiefelte Kater“ – Eltern und ErzieherInnen können sich sicher noch an Zeilen wie „Räuber he, Räuber ho“ oder „Ja, ich bin der gestiefelte Kater!“ erinnern, die viele Kinder danach noch tagelang nachsangen.

In diesem Sommer können sich die Besucher von „Eselhundkatzehahn“ auf ein wahres musikalisches Feuerwerk gefasst machen, werden die Darsteller des Festspielensembles doch erstmals von einer kompletten Band live auf der Bühne unterstützt: Dominik Dittrichs Hamburger Kultband Tante Polly wird bei jeder Vorstellung auf der Bühne stehen und stellt mit dem Sänger und Schauspieler Sebastian Strehler als Esel eine der Hauptfiguren. Wie schon bei „Der gestiefelte Kater“ werden die Gandersheimer Domfestspiele mit Tante Polly eine CD mit den schönsten Liedern aus „Eselhundkatzehahn“ aufnehmen, die bei allen Vorstellungen erhältlich sein wird. „So können die Kinder zuhause oder im Kindergarten gemeinsam weiter die Lieder singen, die ihnen am besten gefallen“, hebt Intendant Christian Doll hervor.

„Eselhundkatzehahn“: Vier Außenseiter finden mutig ihren Weg

Auch die Regisseurin Nina Pichler, die „Eselhundkatzehahn“ für die Festspiele inszenieren wird, freut sich auf die Zusammenarbeit mit der Kultband um Dominik Dittrich: „Der Märchenstoff und die Kinderlieder ergänzen sich zu einem temporeichen, schnellen und witzigen Stück mit einem tollen Rhythmus. Live gesungen auf der Bühne ist das dann natürlich ein besonderes Erlebnis.“
Pichler, die erstmals in Bad Gandersheim arbeitet, aber bereits am Deutschen Theater Göttingen, am Schauspielhaus Kiel, an den Westfälischen Kammerspielen Paderborn und an verschiedenen Theatern in Hamburg zahlreiche Erfolge feierte, ist auch angetan von der Mut machenden Botschaft, die „Eselhundkatzehahn“ transportiert: „Wenn Außenseiter sich zusammentun und ihre Talente zusammenlegen, dann können sie als Gruppe eine unglaubliche Kraft entfalten.“

Tante Polly gibt den Takt an. Fotos: Veranstalter
Wie Grimms Märchen „Die Bremer Stadtmusikanten“ dreht sich die Geschichte von „Eselhundkatzehahn“ um vier Tiere: Einen Esel, einen Hund, eine Katze, und einen Hahn. Die Tiere sind mit ihrer Lebenssituation überhaupt nicht zufrieden: Der Esel muss Tag für Tag schwer schuften, der Hund liegt an der Kette und träumt von früheren Zeiten als freier Jagdhund, die Katze liegt lustlos hinterm Ofen und träumt von ihrem Märchenprinz, und der Hahn ist ganz verzweifelt, weil er von seinen Hennen ständig ausgelacht wird.

Doch anstatt sich mit ihrem Schicksal zu arrangieren, beschließen die Tiere, etwas zu ändern und aus ihrem gemeinsamen musikalischen Talent das Beste zu machen. Sie reißen aus, um mit ihrer neu gegründeten Band „Eselhundkatzehahn“ die Bühnen der Welt zu erobern. Auf ihrem Weg nach Bremen, der sie mitten in den Räuberwald führt, geraten sie in zahlreiche Abenteuer, bevor sie dann schließlich doch ihr erstes großes Konzert geben.

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