Sonntag, 29. Juni 2014

Auch das Leben eines Prinzen ist eine einzige Baustelle

Ein Stück für 2 Gaukler und Hunderte von Spießgesellen im Liebhabertheater

Zauberhaft, einfach nur zauberhaft. Was sich in der Ankündigung wie ein Historienspiel liest, entpuppt sich beim Zuschauen als Mut-Mach-Stück. "Der Raub des Prinzen Hugo" ist Theater für Kinder, dass alles bietet, was Kinder am Theater so lieben. Rike Reiniger ist Autorin und Regisseurin zugleich und mit dem Stück hat sie ein Werk vorgelegt, für das die Vokabel Gesamtkunstwerk vielleicht zu hochgegriffen erscheint, das aber alle Mal rundum gelungen ist und mehr sein sollte als das Kinderstück bei den  diesjährigen Schlossfestpielen in Sondershausen.
In der Rollen von zwei Gauklern berichten Maria Hengst und Franz-Xaver Schlecht von einer historischen Begebenheit aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Prinz Hugo ist der Sohn des Grafen von Mansfeld, der mit Graf Günther von Schwarzburg befreundet ist. Damit der junge Mansfelder Gottesehrfurcht und Schönschreiben lernt, wird er zu Schwarzburg auf das Schloss Sondershausen geschickt.
Albert (links) und Hugo haben einen denkbar
schlechten Start. Alle Fotos: D. Wagner
Das Schloss entpuppt sich aber als Baustelle und nicht als neue Heimstätte, da Günther große architektonische Ambitionen hat.
Unter solchen Umständen wird ein Zehnjähriger schon einmal  vom Heimweh angefallen. Das versteht das Publikum der Premiere nur zu gut und deshalb wundert sich auch keiner, dass Maria Hengst in der Rolle des Hugo an dieser Stelle erst einmal singt.
Spägter wird noch an einigen anderen Stellen gesungen, denn Musik spielt in diesem Stück eine große Rolle als Transportmittel für Gefühle, im Guten wie im Unguten. Kinder verstehen dies und stören sich auch nicht daran, dass die Komponisten Händel und Vivaldi doch erst gut 150 Jahre nach den Geschehnissen das Licht der Welt erblicken werden. Solche Detailfragen, das ist etwas für erwachsene Erbsenzähler. "Der Raub des Prinzen Hugo" ist sicherlich keine Kinderoper, er zeigt dem Nachwuchs aber,was man mit dem Mittel Musik machen kann. Das funktioniert im Liebhabertheater an diesem Tag so gut, weil die Zusammenarbeit mit dem Ensemble aus dem Loh-Orchester unter der Leitung von Daniele Squeo so gut funktioniert. Die sieben Musiker sind an diesem Nachmittag zurückhaltende Begleiter, musikalische Kommentatoren des Bühnengeschehens.
Auf der Baustelle Schloss Sondershausen trifft Hugo auf Prinz Albert, Sohn von Günther. Natürlich müssen die beiden die neue Rangordnung erst einmal wortwörtlich ausfechten. Das Kreuzen der Klingen erfreut nicht nur den härtesten aller Kritiker (siehe hier), sondern auch alle anderen. Die Nähe zum Bühnengeschehen im winzigen Liebhabertheater steigert die Spannung. Aber natürlich freunden sich Albert und Hugo an, singen gemeinsam die dunklen Gedanken in finstere Nacht weg und lobpreisen den Wert der Freundschaft. Ach ja, und dann ist da noch Schnuffi, der Schlosshund, der für Hugo auch ein ganz besonderer Freund wird.
Wenn es denn sein muss,dann greifen die Gaukler
auch zu den Mitteln des figurentheaters. 
Natürlich kommt solch ein Stück nicht ohne Bösewicht aus und der heißt Jobst Hacke. Weil er sich siebenfach beleidigt fühlt, zettelt Jobst ein Fehde mit dem Mansfelder Grafen an und zieht mit Hunderten von Spießgesellen (Maria Hengst und zwei Puppen in einer Vielfachrolle) brandschatzend durch das Land. Großartig, wie Franz-Xaver Schlecht diesen finsteren Gesellen spielt. Gerade noch auf dieser Seite der Karikatur, ahnt jedes Kind, dass solche Bösewichter bestimmt nicht gewinnen werden. Also können der härteste alle Kritiker und seine Altersgenosse entspannt dem munteren Treiben zuschauen.  Für diese Leistung bekommt Schlecht 9 von 10 Punkten auf der "Gerd Fröbe spielt den Hotzenplotz"-Skala.
Weil nun alles Brandschatzen nicht den gewünschten Erfolg bringt und die Hunderte von Spießgesellen langsam ungeduldig werden, entsinnt Hacke einen neuen Plan und der funktioniert, weil Graf Günther nicht zuhause ist und die beiden Prinzen auf sich gestellt sind. Doch am Ende siegen die Prinzen und das Gute, weil ihre Freundschaft so stark ist, ihnen Mut macht und hilft, übermächtige Gegner wie die dunklen Gedanken, die Mutlosigkeit und den finsteren Hacke zu besiegen.
Es ist nicht nur die Beste-Freunde-Geschichte, die den Liebreiz des "Raub des Prinzen" ausmacht. Ob es sich so oder so ähnlich oder vielleicht ganz anders zugetragen hat, das ist zweitrangig. Der Wert der Freundschaft und der Sieg der vermeintlich Kleinen, dies geben die beiden Gaukler den Kindern mit auf dem Weg.
Es ist vor allem die Art wie, Reiniger ihre Geschichte durch Maria Hengst und Franz-Xaver Schlecht erzählen lässt. Sie greift in das Füllhorn des Kindertheaters und fügt Clownerie, Akrobatik, Slapstick, Pantomine, Figurentheater, Fechtduelle und ein wenig Oper zu einem gelungenen Ganzen zusammen, ohne das ein Teil erzwungen wirkt, sondern alle Teile auch dort sind, wo sie hingehören. Einen ordentlichen Spritzer kindgerechter Toberei und Anarchie gibt es dann auch noch.  Ob Kinder darüber reflektieren ist zweitrangig. Den Kindern im Liebhabertheater gefällt es einfach und deshalb sparen sie auch nicht mit Szenenapplaus. Ach, den mitgereisten Eltern gefällt es auch, ob reflektiert oder nicht. Sie wissen die Leistungen der beiden Schauspieler einzuschätzen.
Hugo sitzt im Kerker, fürchtet sich
aber nicht, weil Schnuffi da ist.
Um diese Historie kindgerecht zu erzählen begeben sich Rike Reiniger und Elisabeth Stolze-Bley in das Reich kindlicher Vorstellungskraft mit ihrem fantasievollen Umgang mit den wenigen Requisiten. Da ist die große Truhe, die mal die Kostüme behütet, mal als Bett sein kann oder eine Kutsche. Da ist die Trittleiter, die mal Zugbrücke ist oder Schlossmauer, Turm oder Kerker. Ein Wanst und ein Helm machen aus dem Gaukler schnell mal den Bösewicht Jobst Hacke. Das funktioniert zuhause in jedem Kinderzimmer mit einer Verkleidekiste genauso und deswegen haben die Kinder auch kein Problem mit den vielen Rollenwechsel. Niemand ist verwirrt als Schlecht gleichzeitig Jobst Hacke und Graf Mansfeld spielen muss, schließlich hat der eine einen Helm und der andere eine Feder am Hut. Da ist keine Verwirrrung sondern nur kindische Freude angesichts des rasanten Tempos in diesem Zweikampf. An jeder Sandkiste wechseln die Rollen im Spiel schneller, so dass eher Eltern Schwierigkeiten mit der Rasanz der Entwicklung haben. Wieder kann Rike Reiniger kindliche Verhaltensweise gewinnbringend in ihr Stück einzubeziehen. Hier ist nichts gekünstelt und alles kindgerecht, aber eben auch spannend und witzig. Mit der Musik und mit der besonderen Atmosphäre dieses intimem Liebhabertheaters mit seinen Rokoko-Dekor ist "Der Raub des Prinzen Hugo" ein Stück Kindertheater, das alles bietet,was Kinder am Theater lieben und vielleicht doch ein Gesamtkunstwerk. Wer es nicht sieht, der kann nicht behaupten, dass er in diesem Jahr bei den Schlossfestspielen gewesen wäre.


Die Schlossfestspiele in Sondershausen
Das Liebhabertheater bei facebook und mit vielen Bildern



Der härteste aller Kritiker - Teil eins
Der härteste aller Kritiker - Teil zwei
Der härteste aller Kritiker - Teil drei
Der härteste aller Kritiker - Teil vier

Das Herz vom Bier umspült

Jacques-Brel-Abend mit Dirk Schäfer eröffnet die Domfestspiele


Die ersten Worte blieben am Eröffnungsabend der 56.Gandersheimer Domfestspiele noch Intendant Christian Doll überlassen. Dann beherrschten Dirk Schäfer und Band die Bühne und das Publikum vor der Stiftskirche. Im Programm "Doch davon nicht genug" haben der Schauspieler und seine Mitmusiker die wichtigsten, schönsten und bekanntesten Chanson von Jacques Brel zusammengetragen. Am Freitagabend zeigte das Quartett, dass die Musikgattung Chanson nichts von ihrem Reiz und ihrer Dramatik eingebüßt hat.

Ferdinand von Seebach (Porsaune), Karsten Schnack
(Akkordeon) und Dirk Schäfer starten die Reise
durch das Brel-Universum. Alle Fotos: tok
Nur vier Menschen stehen auf dieser riesigen Bühne vor dem Portal der Stiftskirche und wirken wie Kometen in einem viel zu großen Kosmos. Die Reduzierung, die Konzentration überzeugt als Konzept sehr schnell.Dort wo Brel manches Mal auch auf das große Arrangement, auf das Orchester im Hintergrund gesetzt hat, verbleiben Dirk Schäfer, Karsten Schnack, Ferdinand von Seebach und Wolfram Nehrlich  in der kleinen Besetzung. Mehr als einhundert Mal hat das Programm "Doch davon nicht genug" auf kleinen Bühnen funktioniert. Warum als nicht vor dem mächtigen Westwerk in Bad Gandersheim? Am Ende des Abends ist nach vier Zugaben klar: Ja, es funktioniert auch auf der großen Bühne, weil es keine Jacques-Brel-Hommage ist, sondern eine Neuentdeckung und Bearbeitung vermeintlich allzu bekannten Songmaterials, tausendfach gesungener Texte.
Der Sänger und sein Ensemble verzichten auf eine Einleitung,auch im Laufe des ganzen Abends gibt es kein moderierendes Wort. Dieser Verzicht ermöglicht einen eigenen unverbauten Blick auf die Chansons. Das Publikum darf sich das Material eigenköpfig erarbeiten, die Interpretation bleibt jedem selbst überlassen. Nur gelegentlich zitiert Dirk Schäfer Texte ohne musikalische Begleitung, schiebt sie als Erläuterungen voraus und hinterher.
Hier wird das Einmalige an Brel deutlich, seine ganz besondere Poesie. Während Zeitgenossen wie Charles Aznavour auf eine direkte Ansprache setzen und setzen verzauberte Brel den Alltag mit einer eigenen, minimalistischen Lyrik. Es sind Bilder, mit denen er seine Lieder malt, Bilder aus guten wie aus schlechten Zeiten. Brels Chansons handeln letztendlich von der Ehe, die wir alle mit dem Leben geschlossen haben und von den Höhen und Tiefen in dieser Beziehung.
Zwei Männer und ein Instrument:

Wolfram Nehrlich und Dirk Schäfer.
Das ist das, was zählt, das ist zeitlos und das ist das, was Dirk Schäfer und seine Begleiter an diesem Abend vor der romanischen Kirche deutlich machen. Ohne Schnickschnack, mit viel Spaß und noch mehr Leidenschaft.
Weil die Chansons vom Leben erzählen, sind sie mit das Leben. Mal schnell und überdreht, mal langsam und traurig und doch immer mit einer ordentlichen Portion Trotz vorgetragen. Das Leben geht ja weiter und es hat noch so viele schöne Augenblicke zu bieten. Da sind die holprigen Rendezvous mit Madeleine, da ist die Freude nach Mathildes Rückkehr und da sind die Missverständnisse in einer Beziehung, wenn beide sich nicht auf ein gemeinsames Ziel, Ulm oder Hamburg oder Marseille einigen können.
Dirk Schäfer hat Brels Texte selbst ins Deutsche und in die Jetztzeit übertragen. Das tut ihnen gut, den Texten und den Zuhörer. Der Abend ist keine musikalische Leichenschau, nicht das Bewahren der Asche, sondern das Weitertragen der Flamme. Nur wer selbst brennt, der kann auch andere anstecken. Dies gelingt dem Quartett an diesem Abend nicht nur einmal, weil sie einen ungeschönten Blick auf das Werk des Belgiers haben.
Jacques Brel gilt als der Schlusspunkt des klassischen Chansons. Sein Werk bezieht die Einmaligkeit aus der zerbrechlichen Poesie seiner Text und der dramatischen Vortragsweise des Sängers und Komponisten, die heutzutage manchen kitschig anmuten mag. Da schmolzen in den sechziger Jahren auch schon einmal eine Menge Streicher im Hintergrund dahin. Dirk Schäfer und sein Ensemble setzen dem sparsame und deswegen eindringliche Arrangement entgegen. Der Sängern begibt sich in den Dialog mit dem Klavier oder nur mit Akkordeon. Wenn einzelne Töne von der Bühne heruntertropfen, dann ist man zum Zuhören gezwungen.
Intensität verdeutlichte Jacques Brel mit einer schmachtende Vortragsweise. Dirk Schäfer ersetzt sie durch Dynamik, durch körperliches Engagement, und steht an diesem Abend selten still. Er erarbeitet sich die Lieder schweißtreibend. Da stolpern die betrunkenen Matrosen durch Amsterdam, auf der Suche nach Prostituierten und nach Trost. Schließlich kann morgen schon alles vorbei sei. Das ist keine Seefahrerromantik, sondern hier schreien sich Entwurzelte und Heimatlose durch die Nacht. Der Topos ist aktueller denn je und das Engagement des Sängers und Schauspielers ist nicht aufgesetzt, sondern logisch.
Aber dann sind da immer wieder diese ruhige Momente: Ein Mann, ein Stuhl, ein Lied. Stille legt sich über die Bühne, über das Publikum, wohl über die gesamte Stadt, selbst die Vögel scheinen zu schweigen als Dirk Schäfer "Ne me quitte pas" vorträgt, die Hymne der Verlassenen, ganz konzentriert. Erst piepst das Akkordeon und wird vom Klavier abgelöst, der Kontrabass sich zurück und zum Schluss piepst wieder das Akkordeon. Das ist Traurigkeit, Angst vor der Einsamkeit pur und wirkt sofort und geht bis ins Mark.
Dirk Schäfer singt und schreit und engagiert sich
sehr stark in dieser Aufführung.
Chanson ist der Soundtrack zum Leben. Da wird geliebt, gezweifelt, gestritten, gesungen und gesoffen. Das muss stimmlich umgesetzt werden und das kann Dirk Schäfer. Er springt freudig im Tenor, wenn Mathilde wieder da ist, jammert im Bariton, wenn sie gehen will und gröhlt als betrunkener Twen tief im Bass. Dann kommt die Wende ins Glück und Schäfer schafft dieses Chanson-typische "Uuuuuhhhuuuuahhhhuuuu" von ganz tief unten nach himmelhoch oben problemlos. Er rezitiert, er singt und schreit zur Musik, wenn es die Situation eben erfordert.
Chanson ist der Soundtrack zum Leben und manchmal ist ein Chanson eine ganze Oper zusammengeschmolzen auf 3 Minuten 45. Dann erzählt die Geschichte von den Heranwachsenden, die allabendlich, die Herzen vom Bier umspült, sich im Suff zu Höheren berufen fühlen, die heimischen Honoratioren unflätig beschimpfen und die dreißig Jahre später, selbst Honoratioren geworden, allabendlich auf dem Heimweg unflätig beschimpft werden von Heranwachsenden, die sich zu Höherem berufen fühlen und deren Herzen vom Bier umspült sind. Der Selbsterkennungswert steigt nicht nur an dieser Stelle auf 105 Prozent.
Während sich viele Vertreter des neuen Chansons wie Benjamin Biolay oder Zaz das Genre durch Einflüsse aus Rock, Pop, Reggae und Weltmusik erweitern und beleben, konzentrieren sich Dirk Schäfer und seine Band auf die Wurzeln und den Kern. Revitalisierung durch Reduktion und aktive Retrospektive lautet das Konzept. Diese Auslegung überzeugt nicht nur einhundert Mal auf kleinen Bühnen, sondern beim 101-mal auch auf der großen Bühne in Bad Gandersheim.


Der Spielplan in Bad Gandersheim
Die Biografie von Dirk Schäfer

Das Konzert 2015




Montag, 23. Juni 2014

Die Grimms im ABBA-Sound

Jugendclub junior entzaubert die zertanzten Schuhe


Diese Inszenierung hat ihren ganzen besonderen Reiz. Bianca Sue Henne, Daniela Zinner und die 14 Kinder des Theaterjugendclub junior haben "Die zertanzten Schuhe" der Brüder Grimm zerlegt, entzaubert und  nach Heute gebeamt. Heraus gekommen ist ein Stück, das nicht nicht märchenhaft ist, sondern frech, keck, witzig, ironisch, spontan, mutig, kindgerecht, zeitgemäß, innovativ und vor allem eins: sehenswert. Am Sonntag war Premiere im Theater unter Dach in Nordhausen, der härteste aller Kritiker (siehe unten) war mal wieder mit von der Partie. Auch er hat sich gefreut, dass Märchen auch heute noch begeistern können.
Die Brüder Grimm sollte man nur als Anregung verstehen. "Die zertanzten Schue" des Theaterjugendclub kommt ganz ohne Pluderhose, Feder am Hut, Puff-Ärmelchen und Spitzenkleidchen aus. Bianca Sue Henne wagt eine Kostümierung, die man so nicht erwartet hat. Diese Inszenierung ist ein Wettrennen zwischen Vater und Töchter und deshalb ist sportliche Bekleidung geboten. Das Bühnenbild verzichtet auf Türmchen und Zinnen und ist auf einen Vorhang reduziert, der als Projektionsfläche, als Trennwand und als Versteck dient. Jeder kann sich sein eigenes Schloss denken. So wird es aus dem Märchen ein Stück in der Tradition der Studio-Bühnen.
Der König hat den Hachwuchs zum Leviten lesen ver-
sammelt. Foto: Wagner/ Theater NDH
Auch das Personal wurde auf das Minimum reduziert. Henne und Zinner verzichten auf die geheimnisvolle Alte und führen stattdessen jetztzeitige Personen wie Hausmeister Tietje und den Mann vom Bringdienst ein. Einen. Hausmeister gibt es doch in jedem großen Gebäude und einen Bringdienst an der nächsten Ecke, das weiß doch jedes Kind. Aus dem Soldaten, der sein Glück versucht, das Rätsel löst und zum guten Schluss die Hand einer Prinzessin als Lohn erhält, wurde ein Detektiv mit Vorliebe für chinesisches Fast-Food und mit Smartphone. Die verwunschenen Prinzen spielen keine Rolle, so wird aus  dem unerklärlichen Mythos etwas ganz Reales.

Die Story


Die Ausgangslage ist prekär. Die Staatskasse ist leer, weil die zwölf Töchter des Königs jeden Morgen neue Schuhe brauchen. Trotz intensiver Befragung kann der pubertierende Nachwuchs keine befriedigende Erklärung für das Phänomen liefern. Die Mäuse müssten schuld sein, schließlich schliefe man nachts tief und fest. Bei Eltern und Großeltern stellt sich sofort der "Ach ja, kenne ich zu genüge"-Reflex ein und die Verbindung Bühne-Publikum ist da.
Der Herr Vater engagiert einen Wärter, der dem nächtlichen Treiben einen Riegel vorschieben soll. ein älterer Herr aus der ersten Reihe muss nach kurzer Einweisung dieses Amt versehen. Wer keine Ambitionen auf einen schnellen Bühnentod hat, der sollte bei den weiteren Vorstellungen die erste Reihe. Denn der Wärter muss scheitern, weil die Prinzessinnen ihn mit einem Trank betäuben und ihrem nächtlichen Treiben weiter nachgehen. Also verliert der Mann seinen Kopf. Strafe muss sein, für einige zumindest schon. so geht es weiter, bis der coole Detektiv auf den Plan tritt.

Erzählstrang aufgelöst

Der Theaterjugendclub hat den klassischen Erzählstrang in einzelne Szenen aufgelöst. Es geht nicht mehr "und dann kommt das und dann das und dann ...". Das Ensemble hat seinen eigenen Grimm-Clip aus theatralischen Mosaiksteinen zusammengeschnitten. In rasanter Folge lösen sich die Szenen, die aufeinander aufbauen und viele Aspekte desVater-Töchter-Konflikts erzählen, ab. Der härteste aller Kritiker (8 Jahre) kann die Abfolge mühelos zu seinem Kopfkino zusammensetzen. Wunderbar, auch Kinder verstehen diese Struktur.
Am Ende der Talkshow steht der König nicht gut
da. Foto: Wagner.
Das geht wunderbar mit pop-kulturellen Versatzstücken wie mit der "keine Panik, dies ist kein technischer Defekt"-Sequenz. Ein Highlight ist die Talkshow, an deren Ende der Herr König so ziemlich blamiert ist. Seht euch vor, Väter dieser Welt. Medienerfahrene Mädchen lügen in die Kamera ohne rot zu werden. Das manche Übergang in der Ausführung etwas holprig gerät, macht den besonderen Charme aus. Es ist halt Theater von Kindern.
Simpel aber eindrucksvoll gemacht ist die Hinrichtung des Wärters. Der Overhead-Projektor, richtig gelesen, der Overhead-Projektor wirft den Scherenschnitt einer Guillotine auf den Vorhang, das Fallbeil saust hinab und ein Farbtrick färbt die Projektionsfläche blutrot. Dem härtesten aller Kritiker (8 Jahre) wird an dieser Stelle weich in den Knien und mulmig im Magen. Wunderbar, auch Kinder verstehen diese reduzierte Formensprache.
Aber natürlich dürfen die nächtlichen Tanzszenen nicht fehlen. Das Schloss wird zur Disco, bunte Lichter blinken, Bässe wummern und aus dem Boxen dröhnen Songs von ABBA. Dabei probieren die Pubertierenden auch die Wirkung des Alkohols aus. Das gehört dazu und dass bei der Engtanzparty furchtbar viel geknutscht wird, das versteht auch der härteste aller Kritiker (8 Jahre), trotz fehlender Erfahrung.

Ende gut, alles gut

Der Detektiv, der niemals schlief, bringt natürlich die Lösung für das Rätsel um das chronisch defekte Schuhwerk. Auf seinem Smartphone hat der das nächtliche Treiben des Monarchennachwuchs dokumentiert und er muss den Vater mt drei unliebsamen Wahrheiten konfrontieren. Seine Töchter treiben sich nachts rum, trinken Alkohol und knutschen heftig.
Der König hält sein Wort, der Detektiv darf sich eine Gemahlin aussuchen, die anderen landen im Kerker. Immerhin haben sie den Tod von 625 erfolglosen Wächtern zu verantworten und das rechtfertigt solch eine Massnahme allemal.
In dieser Version sind die zertanzten Schuhe keine mystische Erzählung um dunkle Mächte mehr, sondern ein ganz reales, heutiges Stück über Eltern-Kinder-Auseinandersetzung, über Lügen und Betrügen und Bestrafen. Das Ganze kommt ohne Moralin daher, sondern mit vielen witzigen Einfällen und noch mehr "Ach ja, kenne ich kenne ich zu genüge"-Erfahrungen. Da muss ein Intendant auch schon mal als Hausmeister aushelfen.



Das Stück
Der Spielplan 



Der härteste aller Kritiker - Teil eins
Der härteste aller Kritiker - Teil zwei
Der härteste aller Kritiker - Teil drei

Freitag, 20. Juni 2014

Kampf der Kulturen

Mark Zurmühle verabschiedet sich mit "Ay" Ay" Carmencita!"

Einst diente die Novelle Carmen als Vorlage für die weltberühmte Oper von Georges Bizet. Für seinen Abschied als Intendant interpretierte Mark Zurmühle das Werk von Prosper Merimée neu als ein Kampf der Kulturen, der Lebensentwürfe, die nicht zueinander passen können. Bei der Premiere seiner szenischen Fantasie am 19. Juni in der Lokhalle konnte die Mischung aus Musik, Schauspiel und Lesung überzeugen.
Mit dieser Bühne hat Eleonore Bircher einen großartigen Entwurf umgesetzt. Lange Tischreihe mit weißen Decken umrunden ein großes Geviert, dahinter stehen die kleinen Tribünen und zusammen bilden sie eine Stierkampfarena. Im Vorspiel streute Andreas Jeßing Sand in das Geviert, später werden die Opfer wie tote Stiere vom Schauplatz geschliffen und damit wird die Assoziationskette rund um den spanischen Kampf der Kulturen wieder aufgegriffen und verstärkt. Die offen Konstruktion in der Lokhalle sorgt dafür, dass das Publikum wie beim Stierkampf ein Teil des tödlichen Treibens ist. Die Nähe erlaubt keine Distanz und steigert die Spannung.
Das Licht geht aus und das Spiel beginnt mit einer einzelnen Frauenstimme, die zum Chor ergänzt wird. Carmen ist im kollektiven Gedächtnis mit Musik verbunden. Der Einstieg mit Mystik-Effekt vollbringt das Kunststück, dass trotz der technischen Kulisse der Lokhalle gleich die Atmosphäre eines erträumten Spaniens an der Schwelle zur Neuzeit geweckt wird. Das Publikum tauch so ein in eine fremde, vergangen Welt.

Carmen geht nicht ohne Musik

Carmen geht nicht ohne Musik, denn Carmen bedeutet für den Lateiner auch Lied, Liebesgesang, Gedicht oder Orakel. Doch die operettenhaften Gewalt spätromantischer Musik hat Albrecht Ziepert durch intime Töne ersetzt, die das persönliche Drama von Don José noch einmal verstärken. Musiker und Darsteller bilden eine Einheit an diesem Arbeit. In dieser szenischen Fantasie ist das eine  ohne das andere nicht denkbar. Der Mix aus Roma-Musik und Weltmusik greift nur zweimal Motive von Bizet auf, bei denen das Publikum zwanghaft mitsummt. Diese akustische Dominanz zwingt zum Nachdenken über Klischees.
Prosper und sein Fremdenführer
treffen einen Fremden.  Fotos: DT 
Untermalt wird das Treiben in der Arena von Klängen, die wie Flamenco klingen oder klingen sollen und es wirdviel mit den hacken gestampft an diesen Abend. Stierkampf und Flamenco sind Geschwister im Geiste, denn Liebe und Tod sind ihre gemeinsamen Themen. Der Kampf der Kulturen, die Auseinandersetzung um Wertvorstellungen und Lebensentwürfe erhält eine deutliche archaische Komponente. eitel ist alles angesichts des Todes. Schnell wird deutlich: stampft ein Akteur einen Rhythmus mit südspanischem Akzent, dann wird es gleich dramatisch, dann steht eine Entscheidung an. Aber es  wird ein bis zweimal  zu viel gestampft an diesem Abend, so dass nämlich nicht klar ist, ob es um den Franzosen in Andalusien oder um Asterix in Spanien geht.
In der Novelle Carmen verschmelzen die Geschichten um den Räuber Don José Maria Zempranito und die nicht standesgemäße Ehe des Grafen von Montijo miteinander. Der Forschungsreisende Prosper trifft in der Ödnis Andalusiens auf den gesuchten Mörder Don José Lizarrabengoa. Das ist das erste Aufeinandertreffen zweier unterschiedlicher Kulturen. Als der Franzose dem Verbrecher die Flucht ermöglicht, fasst Don José Vertrauen zum Fremden. Ein halbes Jahr später sieht Prosper den Mörder als Gefangenen wieder. In der Todeszelle berichtet der Verurteilte dem Franzosen von seinem Weg auf der schiefen Ebene seines Lebens. Seine baskische Heimat musste José Lizarrabengoa verlassen, nachdem er einen anderen Mann im Wettkampf getötet hatte. Als Soldat im Granada trifft auf die Zigeunerin Carmen und wird in ihren Bann gezogen. Nachdem er vor Eifersucht einen Offizier getötet hat, lebt er unter den Schmugglern und Zigeunern. Damit ist der Weg zurück ins bürgerliche Leben verschüttet.

Moralische Welten treffen aufeinander

Zurmühles Carmen ist eine freie Radikale. Ihre Herkunft, ihre Abstammung ist unbekannt, verwurzelt ist sie nur in ihrer Schmugglerbande und das auch nur auf der Basis der Freiwilligkeit. Damit steht ihr Lebensentwurf aus dem frühen 19. Jahrhundert Pate für die Hipster der Gegenwart. Ihre Vorstellung von Unabhängigkeit kostet sie bis zum bitteren Ende aus und Bündnisse werden nur auf Zeit geschlossen.
Don José bleibt hingegen, trotz aller Begeisterungen für den anderen Lebensentwurf, trotz der Verstöße gegen Recht und Gesetz und das fünfte Gebot, seinen bürgerlichen Vorstellungen verhaftet. Er will Carmen besitzen und ermordet deswegen ihren Mann. Er will Carmen besitzen und tötet alle, die diesem Anspruch im Wege stehen könnten. Gelegentlich überfällt ihn die Einsicht, dass die Rückkehr in bürgerliche Existenz besser für alle wäre, aber es fehlt ihm die Kraft zum Verzicht auf Carmen.
Carmen und Don José sind in Zurmühle Interpretation kein unglückliches, kein tragisches Paar, sondern sie sind Antagonisten in einer Auseinandersetzung über das Verhältnis des Einzelnen zu seinen Mitmenschen. Letztendlich mussder kleinbürgerlichen Moral Genüge getan werden, Carmen muss sterben und der Kampf der Kulturen endet tödlich. Mark Zurmühle entlockt Mérimées Novelle eine Aussage von tragender Aktualität.

Die Rollen

Alle Rolle sind mehrfach besetzt, aber alle Darsteller übernehmen mehrere Rolle. Andreas jeßing ist mal don José, mal der Erzähler, mal ein Mönch. Carmen wird von Gaby Dey, Angelika Fornell, Marie-Kristien Heger und von Anja Schreiber dargestellt. die Hauptfigur mal als Femme fatale, mal als alternde Wahrsagerin, mal als Girlie im Che-Guevarra-Look legt viele Schichten einer mehrdimensionalen Figur frei und bietet gleichzeitig Identifikationsmöglichkeiten und Interpretationsraum. Die Mehrfach-Besetzung verleiht dem Werk auch zeitliche Tiefe. Wenn Carmen in unterschiedlichen Reifegraden am Publikum vorbeizieht, löst dies Gedankenspiele aus unter der Überschrift "was wäre eigentlich, wenn ...". Damit bleibt dem Zuschauer Raum für eigenen Interpretationen und zum Durchatmen in dieser temporeichen Inszenierung und trägt einen deutlichen Teil zum wirken diese Stücks bei. Doch weil Carmen den vorbestimmten Tod findet, verbleiben diese Gedankengänge im "Hätte, hätte, Fahrradkette"-Modus.
Dancarro (mitte) ist der König der Schmuggler.
Foto: DT
Mal ist Andreas Jeßing Don José, mal ist es Benjamin Krüger. Der erste darf den abgeklärten Protagonisten spielen, der andere den Verzweifelten. Dass gibt beiden die Möglichkeit, sich auf eine Seite des gescheiterten Helden zu konzentrieren, welche beide aber unterschiedlich nutzen. Krüger wirkt gelegentlich, als würden ihn die Ereignisse wie eine Lawine überrollen. Er ist zu sehr Getriebener, zu wenig Treibender.
Michael Meichßner hat die rolle des erzählenden Forscher Prosper und des Schmugglerkönigs Dancarro. Beide rollen gelingen ihm unterschiedlich gut. Der Franzose in der spanischen Fremde wirkt an einigen stellen überdreht und am Rande der karikatur. den Bendenchef spielt er hingegen souverän und locker.
Doch heimlicher Chef in der Stierkampfarena ist an diesem Abend Karl Miller. Alle sieben Rollen bewältigt er gekonnt, mit gebotener Ernsthaftigkeit und ohne Brüche. Häufig stellt er den ruhenden Pol in einer Gesellschaft und stellt häufig den ruhenden Pol einer eigenartige Gesellschaft in Abrutschgefahr dar.
Mit "Ay! Ay! Carmencita" entlockt Mark Zurmühle einem Werk, den viele für sattsam bekannt halten, ganz neue Ansichten. Mit der Verwandlung einer vermeintlichen Liebesgeschichte in einer Auseinandersetzung über Besitzen, Bestimmen und Frei sein transzendiert er den Carmen-Stoff nicht nur zu einer moralischen Fragen, er aktualisiert ihn gleichzeitig. Der moralische Zeigefinger bleibt aber in der Hosentaschen. Fragen und Antworten müssen sich die Zuschauer selbst stelle und geben, diese Auffüjhrung gibt dazu Anregungen. Das ist gut so und darin liegt der Wert dieser Inszenierung.
Die nächsten Vorstellungen sind am 24. und 29. Juni und am 6. und 7. Juli. weitere Aufführungen folgen.

Die Novelle bei wikipedia
Das Stück
Der Spielplan im DT

Dienstag, 10. Juni 2014

Jede Menge Potential

Radio Antiqua beim Preisträgerkonzert


Im Wettbewerb "Alte Musik - Junge Künstler" der Händel Festspiele Göttingen konnte "Radio Antiqua" Jury und Publikum bei ihrem ersten Auftritt im Dezember überzeugen. Am Pfingstmontag kam das internationale Quintett als Sieger der Reihe 2013/14 zum Preisträgerkonzert in den Muthaussaal nach Hardegsen. Das Ensemble präsentierte mit seinem Programm "Der König of Musicke" einen beeindruckenden Querschnitt durch die Barockmusik, dass Händel und seine Beziehungen zum englischen Königshof in das Zentrum rückte, aber auch in Deutschland selten gespielte Komponisten wie Giovanni Battista Bononcini oder Nicola Antonio Porpora vorstellte. Radio Antiqua bestätigte das Votum der Jury und zeigte, dass es angesichts des eigenen Potentials noch große Dinge möglich sind.

Das Ensemble

Treibende Kraft bei Radio Antiqua sind Lucia Giraudo und Isabel Favilla. Sie riefen das Ensemble vor zwei Jahren in Den Haag ins Lebens. Seit der Gründung konnte das Orchester schon viel Erfahrungen auf Festivals in Europa sammeln. Im vergangenen Jahr war das Quintett als Young Artist in Residence am Centre Culturel de Rencontre in Ambronay tätig.
Radio Anitqua hat sich der historischen Aufführungspraxis auf historischen Instrumenten verschrieben. Das Repertoire versammelt Werke von der Renaissance bis in die frühe Klassik. Dementsprechend richtet sich das Instrumentatrium aus. In Hardegsen kamen neben der Theorbe auch das Barockfagott und die Barockgitarre zum Einsatz. Trotzdem entwickelt das junge Ensemble eine beeindruckende Dynamik, die in frischen Darbietungen überzeugt. Beim Preisträgerkonzert gastieren Petr Hamouz am Cello und Leandro Maziote als Countertenor.

Das Programm

Leandro Marziote gastierte am Pfingstmontag als
Countertenor. Alle Fotos: tok
Isabel Favilla und eben dieses Barockfagott prägen mit einem warmen Klangbild, das näselnde Töne durch denb Muthaussaal fluten lässt, das erste Stück der Matinee, die Trisonate in F-Dur von Georg Philipp Telemann. Lucia Giraudo sorgt mit betonten, temporeichen Spiel auf der Violine für die nötige Dynamik, um den Wechsel zwischen Allegro und Soave und dann von Soave zurück zu Allegro übergangslos zu meistern. Hier spielen junge Künstler auf hohen Niveau.
Für "Siedi Amarilli mia" von Bononcini nahm Radio Antiqua eine Umbesetzung vor. Die zweite Violine wurde durch die Tenorflöte ersetzt. Dies nimmt der Kantate ein wenig die Spitze und bringt sie in ruhigere Gewässer. Schließlich ist der Liebesschmerz und die Sehnsucht das Thema und ermöglicht duch den Wechsel von Trauer zu Verzweifelung. Isabel Favilla kontrastiert so harmonisch zu den expressiven Gesang von Leandro Marziote. Somit baut das Ensemble und der Gast eine Spannung auf, die eine eigene Interpretation ermöglicht.
Zu Bachs Sonate in e-Moll bilden Peter Hamouz am Cello und Mariano Boglioli am Cembalo die Basis für Lucia Giraudo, die mit ihren beeindruckend temporeichen Geigenspiel fast schon frei und in großer Höhe über dem Basso continuo variiert. Das hohe Niveau der Künstler zeigt sich im glänzenden Zusammenwirken der Einzelteile des Ensembles. Innerhalb kurzer Zeit
In Händels "Venti, turbini, prestate" geht es wieder um Liebesschmerz und Sehnsucht. Leandro Marziote darf sein gesamtes Potential ausspielen und trifft damit wohl Händel in seinem Kern. Mit dem mittelalterlichen Ambiente des Muthaussaals entsteht so für wenige Minuten ein flüchtiges Gesamtkunstwerk. Leider überzieht Marziote in seiner plakativen Darstellung im zweiten Teil die  Arie "Pena Tiranna" aus dem Amadigi di Gaula deutlich. Das Gutgemeinte gerät fast zur Karikatur. Ähnlich verhält es sich auch mit der Kantate Nr. 11 von  Porpora. Über einem weichen runden Cello von Peter Hamouz steigt Marziote zu schwindelerregenden Höhen auf.
Zum Schluss gibt es viel Applaus und Blumen für

alle. Foto: tok
Ein Höhepunkt des zweiten Programmteils ist hingegen die Sonate in a-Moll von Händel. Isabel Favilla an der Flöte und Mariano Boglioli am Cembalo treten ein in ein Duett, das hüpft und springt und aus den Tiefen des Larghetto befreit durch das Allegro und das Adagio schreitet. Den passenden Abschluss findet die Matinee mit einem Werk aus der Gegenwart. Mit der "Balada para un loco" von Piazzolla inszeniert   Radio Antiqua die kleine Welt eines Menschen, der verrückt vor Liebe ist und durch alle Schwankungen seiner Gefühlswelt taumelt.
Nach dieser eindruckvollen Vorstellung durfte das Ensemble die Matinee erst mit einer Zugabe beenden. Am Ende des Konzerts im Hardegser Muthaussaal  bleibt die Gewissheit, dass hier ein Orchester zu Gast war, dass den Spagat zwischen historischer Praxis und  erfrischender Aufführung mühelos bewältigt.



Radio Antiqua, die Website
Die Händel Festspiele Göttingen

Montag, 9. Juni 2014

Die Themen Liebe und Barock sind noch lange nicht ausgereizt

Jochen Kowalski und das „Junge Barockorchester Berlin“ beim gemeinsamen Liederabend


Als Partner auf Augenhöhe zeigten sich Jochen Kowalski und das „Junge Barockorchester Berlin“ beim gemeinsamen Liederabend am 7. Juni bei den Kreuzgangkonzerten in Walkenried. Aber sie zeigten auch, dass das Thema Barockmusik noch lange nicht ausgereizt ist und das es noch viele musikalische Perle und Schmuckstückchen zu entdecken gibt.
Unter dem Titel „Wo die Liebe wohnt“ wurden barocke Liebesarien mit einem der besten Countertenöre der Gegenwart angekündigt. Doch die Ankündigung war zu kurz gegriffen, denn der Liederabend entpuppte sich als Wechselspiel zwischen Gesang undKammermusik mit Partnern auf Augenhöhe, mit einer musikalischen Liebeshochzeit und mit einigen anderen Überraschungen. Die Themen Liebe und Barock sind noch lange nicht ausgereizt.
Obwohl Jochen Kowalski seit mehr als 30 Jahren auf den großen wie kleinen Bühnen der Welt steht, hat er immer noch Spaß an dem, was er tut und was er singt. Diese Freude kann er dem Publikum vermitteln und diese Freude wird das Publikum an diesem Abend mitreißen. Denn der Spaß an der Sache macht aus dem Abend nicht eine Abfolge von Liedern unter einem Thema, sondern Kowalski tritt ein in den Dialog mit seinen Zuhörer, erklärt, stellt Zusammenhänge her und gibt auch Unbekanntes aus der Musikgeschichte preis.

Das Ensemble

Das sind Partner auf Augenhöhe. Alle Fotos: tok
Den Anfang macht das Ensemble und verdeutlicht mit der Ouvertüre aus Händels Oper Rinaldo, dass es kein Beiwerk sondern Partner auf Augenhöhe ist und das Barockmusik voller Leben steckt. Besonders die schwungvollen Soli von Rahel Rilling und Daniela Gubatz überzeugen durch ihr exaktes und prononciertes Spiel. In der Cellosonate in a-Moll von Vivaldi ist es JuleHinrichsen, die als Solistin die Vielseitigkeit dieses Instrumentes zeigt und demonstriert, dass das Cello mehr sein kann, als das weiblichste der Streichinstrumente. Aus den weichen, lang gezogenen Tönen des Largo beschleunigt sie im Allegro geradezu rasant.
Im Allegro des Konzerts für 2 Violinen in a-Moll, ebenfalls von Vivaldi, zeigen sich Rahel Rilling und Daniela Gubatz als Partnerinnen. Aus dem vom Komponisten vorgegebenen Wettstreit zweier Solisten wird eher eine ergänzende Partnerschaft im kräftigen und temporeichen Saitenspiel. Mit Johann Gottlieb Graun steht anschließend ein Komponist auf dem Programm, der fast zu dem vergessenen Künstlern des Barocks zählt. Seine Sonate für Violine und Continuo in g-Moll ist durch den markanten Wechsel zwischen Siciliano und Allegro geprägt. Genau diesen Wechsel kann das „Junge Barockorchester“ überzeugend herausarbeiten.

Der Solist

Jochen Kowalski merkt man die Freude an. 
Auch Jochen Kowalski hat Freude an dem Können seiner Mitmusiker und diese Freude trägt er ins Publikum. Ist die Arie „Che faró senza Euridice“ noch so etwas, wie das Warmsing- Stück, weißt der Routinier selbst Glucks populärsten Werk einen individuellen Stempel aufzudrücken. Mit „Chi perde un momento“ aus Händels „Julius Cäsar“ macht er seine Sonderstellung unter den Countertenören deutlich. Kowalski verzichtet auf das Falsett und singt mit seiner natürlichen Stimme. Das ermöglicht ihm ein großes Volumen, eine natürliche Dynamik und einen enormen Umfang, wie er im zweiten Teil mit Haydns „Spanne deine langen Ohren“ noch einmal eindrücklich präsentiert: Ohne Verluste von den Höhen des Alts in den tiefen Keller des Tenors und wieder zurück. Aber seine Technik nimmt der Stimmlage auch die Spitzen, dadurch wirkt Kowalski souveräner und Entspannter und nicht so exaltiert wie manch anderer Kollege in diesem Fach. Damit ist Genuss von der ersten bis zur letzten Note garantiert.
Dadurch wirkt die hüpfende, die springende Verliebtheit in „Sen corre l'agnelletta“ von Domenico Sarri auch so natürlich. Aber dadurch ist der Abschiedsschmerz in Beethovens „La Patenza“ glaubwürdig. Zum Schluss des ersten Teils zeigt Kowalski sein gesamtes Können, seine individuelle Klasse und spielt sein gesamtes Potential in Händels „Their land brought forth frogs“ aus. Es hüpft und springt und quakt und vor dem geistigen Auge der Zuhörerschaft besiedelt die Frösche, die Gott schickte, um Ägypten zu strafen, auf einmal den Kreuzgang in Walkenried.

Das Zusammenspiel

Dass sich mit Jochen Kowalski und den Jungen Barockorchester eine kongeniale Paarung gefunden hat, beweisen Solist und Ensemble noch einmal zu Beginn des zweiten Teils in der Arie des Herkules aus Bachs Kantate „Lasst uns sorgen, lasst uns wachen“. Das prononcierte Violinenspiel ist die Ergänzung zur dynamischen Stimmen und zusammen verdeutlichen sie den Kampf zwischen Moral und Wollust im Kopf des antiken Helds. Die besondere Partnerschaft zwischen den Streichern prägt auch das „Fuge und Grave“von Haase. Zwei Violinen, die sich ergänzen, bereiten den weichen Boden für den Klangkörper im schweren Grave. Mit Hamlets Fantasie von Carl Philipp Emmanuel Bach bekommt auch Orchesterleiter Daniel Trumbull den nötigen Freiraum, um sein gesamtes Können am Cembalo zu zeigen.
Zum Schluss gab es Blumen für alle. 
Doch die musikalische Überraschung an diesem Abend ist „What power art thou ...“ von Henry Purcell. Im dem Lied über den Frostgeist und die Macht der Liebe grummelt und brummelt, droht und dräut es düster im Stakkato so sehr, dass man sich an die Expressionisten wie Albert Giraud erinnert fühlt und nicht an den englischen Meister des späten 17. Jahrhunderts als Urheber glauben mag. Kowalski und seine Begleiter beweisen, dass das Barock zeitgemäßer ist, als man glauben mag und das die Spannbreite der Liebe zeitlos ist. Nach dem Kummer und der Qual als Haases „Pallido il sole ...“ entlässen das Orchester und der Solisten das Publikum mit einer heiteren, wienerischen Botschaft: Kommt ein Vogel geflogen,setzt sich nieder …
In wenigen Worten: Dieser Abend macht Appetit auf mehr.

Die Website der Kreuzgangkonzerte
Die Homepage von Jochen Kowalski
Die Website von Orchesterleiter Daniel Trumbull

Der Harzer Fragensteller stellt Fragen an Jochen Kowalski

Sonntag, 1. Juni 2014

Am Ende haben sich dann doch alle lieb

Festspieloper Faramondo entwickelt Händel konsequent weiter

Mit der Oper "Faramondo" setzten die Göttinger Händel Festspiele ihr Vorhaben fort, unbekannte Werke einem breiten Publikum vorzustellen. Die Premiere am 31. Mai zeigte neben tiefen Gefühlen  gelegentlich auch Humor und vor allem großartige Solisten. Nach dem experimentellen "Siroe, Re di Persia" kehrte das Team um Regisseur Paul Curran zu traditionellen Erzählstrukturen zurück und schaffte es trotzdem, dem Stoff neue Impulse zu verleihen. Das Publikum bedankte sich für diese Aufführung mit langanhaltenden Applaus für die Sänger, das Festspielorchester und die Macher.
Doch, doch, es ist eine traditionelle Oper im modernistischen Gewand. Hinter allen modernistischen Fassaden hat die Struktur aus dem 30-er Jahren des 18. Jahrhunderts Bestand. Rezitativ - zweifelnder Proatgonist - Arie an das Publikum - Abgang. Aber auch die Botschaften bleiben dieselben: Unter den Adligen gibt es nur wenige Edle,aber trotz aller kriegerischen Handlungen überwindet die Liebe den Hass. Garniert wird diese mit optischen Bonmot wie einem Unterwäsche-schnüffelnden Bösewicht und einer Frust-Pizza-essenden Clothilde.
Es werden viele Waffen gezückt in dieser Oper.
Alle Fotos: A. Säckl 
Die Entstehung
Händel vertonte die Legende um den ersten Frankenönig Faramond 1738 nach seinem Kuraufenthalt n Aachen. Dies war der Beginn der kreativsten Phase des Maestros. Doch er musste sich der Krise der Opera seria im London seiner Zeit stellen. Das große Singspiel geriet von zwei Seiten unter Druck. Zum einen hatte die balladenlastige Beggar's Opera das Gunst des Publikums errungen, zum anderen veränderte das Dramma per musica immer stärker die Rezeption von Bühnenstücken. Die Kastraten Farinelli und Senesino hatten ihre besten Zeiten als Sangesstars hinters. Händel antwortet auf die Herausforderung mit einem Werk, dass die Arie als die tragende Säule  des Musiktheaters feierte. Diesem Ansatz folgt die Göttinger Inszenierung in Gänze, aber dafür verlangt es eben Könner in ihren Fächern.
Es wird auch auf den Vorhang scharf geschossen.
Das Libretto dieser Oper liest sich wie das Drehbuch einer Telenovela. Frankenkönig Faramondo tötet im Kampf den Kimbern-Prinzen Sveno. Dessen Vater Gustavo schwört seine Getreuen auf Rache ein und fordert den Kopf Faramondos. Gleichzeitig will er Clothilde, Schwester des Faramondo, töten, besinnt sich aber eines Besseren und lässt die Geisel amLeben. Adolfo, Sohn des Gustavo, verliebt sich in die Gefangene. Derweil erobert Faramondo den Palast des Gustavo, trifft dort auf die Prinzessin Rosimonda und verliebt sich in die junge Dame, die ebenfalls Gefallen an dem Verfemten findet. Mit seiner Liebe zur Tochter Gustavos macht sich Faramondo aber seinen bisherigen Verbündeten Gernando zum Todfeind. Denn der König der Schwaben begehrt die junge Dame ebenfalls. Dann gibt es dort noch den Vasallen Teobaldo, der König Gustavo einst ein Kuckuckskind unterschob, und seinen Sohn Childerico, der sich bald als echter Prinz entpuppen soll.
Das Libretto für Händels Faramondo lieferte Apostelo Zeno, die musikalischen Vorlagen stammen von Francesco Gasparini. Bei waren Mitglieder der Accademia dell'Arcadia. Die Arkandier wollten die Ideal der Antike und die dramatischen Kriterien Aristoteles wiederbeleben und fordert die Kongruenz von Zeit, Ort und Handlung, um die Glaubwürdigkeit zu steigern.
Die Umsetzung
Mit dem Griff in die Geschichte wollte Händel wie auch im Oratorium Joshua Aussagen zur Zeit machen. In diesem Sinne ist die Göttinger Inszenierung eine konsequente Fortführung. Mal bestimmt der Plüsch des 19. Jahrhunderts das Bühnenbild und die Kostüme,  mal sind es die Krieger des 21. Jahrhunderts, die aufräumen. Immer gab es Kampf und Töten und immer hat ein Krieg, ob nun gerechtfertigt oder nicht, neues Unrecht geboren. Diese Aussage führen Regisseur Paul Curran und Bühnenbildner Gary McCann konsequent weiter. Adolfo und Clothilde mit Kabelbinder gefesselt, mit Säcken über den Kopf, da werden im dritten Akt die Assoziationen an die Misshandelten von Abu Ghuraib sehr deutlich.
Auch im Keller der IGS wird gekämpft. Foto: Säckl
Doch, doch, es ist eine traditionelle Oper im modernistischen Gewand. Die Protagonisten sind bekleidet, niemand läuft nackt durch die zerstörte Landschaft und wälzt sich in Schlamm und Blut, selbst auf Video-Einblendungen, die sich beim Thema Krieg als Mittel geradezu aufdrängen hatt Curran verzichtet.
Das Bühnenbild bleibt Bühnenbild und wird nicht zum heimlichen Stars wie beim letztjährigen "Siroe, Re di Persia". Auf den ersten und zweiten Blick mag es verwirren, dass der Palast des Gustavo ausschaut wie ein Salon des Neo-Klassizismus erinnern und die Kerkerräume den Charme eines abgegriffen IGS-Kellers verbreitet. Aber zu all diesen Zeiten und an all diesen Orten herrschte Krieg und damit ist die Forderung nach Kongruenz erfüllt. Krieg ist immer auch ein Spiel um Macht und Menschen und somit ist ein Spielcasino auch ein passender Ort für ein Geschacher um Leben.
Aber egal an welchem imaginären Ort und zu welcher imaginären Zeit, das Lichtdesign von Kevin Treacy verleiht der Bühne mit dem Spiel von strahlender Rampe, Halbschatten und Finsternis eine Tiefe, die man sich auch für andere Inszenierungen am Deutschen Theater wünscht.
Doch, doch, es ist eine traditionelle Oper im modernistischen Gewand. Da zu allen Zeiten Krieg herrschte, ist auch der Modemix dieser Inszenierung nur eine konsequente Fortführung des eingeschlagenen Wegs. Unter dieser Prämisse passen eben kleines Schwarzes, Pailletten, Zweireiher,Lack und Leder und Kampfdress zueinander.
Und eins hat in den Zeiten der Telenovela Bestand: Die Bösen sind nun einmal böse und die Guten gehen lieber freiwillig in den Tod, als gegen ihr Gewissen zu verstossen.
Die Protagonisten
Händels Faramondo ist reich an Arien. Die schaffen den Platz, um die Nöte der Handelnden auszubreiten und sie geben den Sängern die Möglichkeit Präsenz zu zeigen und zu glänzen. Die Solisten in dieser Aufführungen stehen die Solisten um so mehr im Rampenlicht, da dies häufig vor dem geschlossenen Vorhang geschieht. Somit kann sich das Publikum auf eine Figur fokussieren und diese im Dialog ausloten.
Anna Starushkevych überzeugt als

 Rosimonda vom ersten Ton an. Foto: Säckl
Emily Fons ist in der Titelrolle ohne Frage eine tragende Rolle dieser Inszenierung. Glaubwürdig vermittelt sie den kraftvollen Eroberer ebenso wie den Verliebten im Zweifel oder den Opferbereiten. Die Bühnenpräsenz der jungen Mezzosopranistin ist enorm und besonders das Solo in der siebzehnten Szene des ersten Akts gehört zu den Höhepunkten des Abends.
Ähnliches gilt für Anna Starushkevych in der Rolle der Rosimonda. Resolut in der fünften Szene des ersten Akts ist ebenso überzeugend wie von Zweifeln zerrissen in der zwölften Szene. In allen Fällen setzt sie die Töne passend. Das Duett Rosimonda und Faramondo im Wechselspiel mit Kate Clark an der Querflöte am Ende des zweiten Akts läßt niemanden im Publikum kalt.
Anna Devin muss sich in die Rolle als Clotilde erst hineinsingen. Zum Anfang überdreht sie ihre Arien und wirkt überambitioniert. Doch die Entwicklung an diesem Abend ist erstaunlich. Die Spurt hat spätestens in der achten Szene des  zweiten Akts gefunden und ihre Arie wird vom Publikum zu Recht mit Szenenapplaus belohnt. Mit Duett mit Adolfo hat sie dann ihren großen Moment.
Von den vielen Möglichkeiten,sich auszuzeichnen lässt Countertenor Maarten Engeltjes viele liegen. Vielleicht hat der die Rolle als Getriebenen zu sehr verinnerlicht. Aber dann kann er am Beginn des   dritten Akts sein Potential zeigen.
Ähnliches gilt für Christopher Lowrey. Anfangs agiert er gebremst und entfaltet sich erst im zweiten Akt. Doch mit Präsenz weiß er in der Rolle des Gernando bis dahin als ein Schwabe zu überzeugen, der mehr Zuhälter als König ist. Sein Unterwäschen-Fetischismus ist nicht der einzige Einfall mit Schmunzeleffekt an diesem Abend. Damit hat Lowrey sicherlich die Rolle mit der größten Charaktertiefe.
Laurnece Cummings verordnet seinem Festspielorchester an diesem Abend in angenehme Zurückhaltung. Faramondo lebt von seinen Sängern und nie besteht die Gefahr, dass diese im Schatten des Klangkörpers stehen. Da wirkt es fast wie eine Belohnung, dass Erwin Wieringa und Alexandre Zanetta mit ihren jubilierenden Hörnern zum Schlussakkord neben die Bühne treten dürfen und sich ein Wechselspiel wie am Ende des zweiten Akts entwickelt. Da überrascht es nicht, dass sich am Ende dann doch alle liebhaben.
Faramondo in der Inszenierung von Paul Curran und mit dem Bühnenbild von Gary McCann überzeugt mit einem klaren Konzept, dass darin besteht Händels Aussagen weiterzuführen und auszubauen. Wer auch hier bereit ist, das Feuer weiterzutragen statt die Asche zu behüten, der wird mit einer Oper belohnt, die mit starken Solisten und netten Einfällen zu überzeugen weiß.

Die nächsten Vorstellungen sind am 2., 3., 5., 8. und 10. Juni. Die Public Viewing "Faramondo für alle!" findet am 8. Juni in der Lokhalle statt.

Die Besprechung der CD bei "Rondo Magazin"

Das Festivalprogramm
Die Oper bei Wikipedia
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